„Ein Italiener ist ein Koch (oder ein Latin Lover, oder beides),
Zwei Italiener sind ein Durcheinander,
Drei Italiener sind vier politische Parteien“.
(Anonymus)
Nachdem der Film „La grande bellezza“ (Die große Schönheit) als bester ausländischer Film den Oscar gewonnen hat, war Silvio Berlusconi der erste, der davon profitiert hat. Einer seiner TV-Kanäle hat den Film ausgestrahlt und fast 9 Millionen Italiener haben ihn gesehen. Zwei Aspekte, nämli
ch Berlusconis Werbeeinnahmen und der Massenerfolg wären genug, um die extrem lebhaften Diskussionen, die der Film jetzt auslöst, zu erklären. Aber viele dieser Diskussionen haben mit dem Wert des Films von Sorrentino wenig zu tun. Viele ItalienerInnen haben Angst, dass man den Welterfolg des Films propagandistisch nutzt, um das Ende der Krise in Italien auszurufen. So hilft dieses Bild zum Besipiel PolitikerInnen der neuen Regierung Renzi sich als „verjüngt“ und „aktiv“ zu verkaufen. Interessanterweise erregt dieser Film, der die römische Politikganz bewusst ausspart, mehr Anstoß als „Il Divo“, ein anderer Film Sorrentinos über Giulio Andreotti. Dieser behandelte ausdrücklich die italienische Politik, ohne jedoch einen Skandal in der Öffentlichkeit auszulösen.
Im „Post-Oscar“-Italien hat sich das Leben aber keineswegs geändert: Der düstere Niedergang der italienischen Führungsschicht, der in „La grande bellezza“ gezeigt wird, bleibt bestehen. Italien ist noch immer „ein Tingeltangel-Land, während draußen der Tod ist“ und das „letzte wichtige ist die Gastronomie“ (wenn wir mit Boris sprechen wollen) – ein bisschen wenig für ein Land. Es ist wahrscheinlich komisch, dass gerade ein Koch das sagt.
„La grande bellezza“ ist ein schöner Film über Italien, Rom, das Leben und den Tod. Er ist wahrscheinlich eher ein großes Spektakel als ein Kunstwerk. Schauen Sie ihn an, aber erwarten Sie nicht, dass er eine Renaissance für Italien ankündigt. Schon ein viel niedriger gestecktes Ziel, wie etwa die Neuauflage der Marke „Made in Italy“ bräuchte eine ganz neue Kultur. Aber derzeit ist die kollektive Vorstellung noch vom Berlusconismus dominiert – mit oder ohne Berlusconi an der Macht.